Über den Wert älterer Mitarbeiter, Vielfalt in der Küche und vieles mehr

Andreas Klement und Caro Müller-Korn im Talk

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Über 400 Bundesliga-Tore im Handball, derzeit beim Buxtehuder SV unter Vertrag und seit kurzem Buchautorin: Handballerin Caro Müller-Korn ist ein Allround-Talent. Im Gespräch mit mir erläutert sie,

  • warum Motivation und Selbstmotivation für den persönlichen und beruflichen Erfolg essenziell sind,
  • inwiefern jüngere Kollegen erheblich von den Erfahrungen älterer profitieren können und
  • wie wichtig eine gesunde Ernährung für die Leistungsfähigkeit ist – im Sport wie im Beruf.

Motivation und Selbstmotivation sind wichtig für den Erfolg

Motivation ist im Sport einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Wie aber motiviert sich Caro Müller-Korn? „Indem ich jeden Tag besser sein möchte, als den Tag davor“, sagt sie im Gespräch. „Ich möchte halt das Beste aus mir rausholen, ich weiß wo mein Potential steckt, ich weiß auch, wo ich nicht gut drin bin und daran arbeite ich am härtesten.“ Den Willen das Beste aus ihrem Leben zu machen, sei Motivation genug. Die Sportlerin kennt ihre Schwächen und sagt von sich selbst, dass sie sehr selbstkritisch sei. Im Training setzt sie sich daher gezielt Schwerpunkte. Auch während der Verletzungspause wegen eines Meniskus-Risses 2019 trainiert sie gezielt, statt „traurig in der Ecke rumzusitzen“. Wie viele Sportler hat sie gelernt, mit veränderten Rahmenbedingungen umzugehen. Während ihrer Karriere hatte sie bereits zwei Kreuzbandrisse, es war also keine komplett neue Erfahrung. Die Verletzung „ändert ja nichts daran, dass ich Ziele habe.“ Zwar hätte sie gerne gespielt, stattdessen trainierte sie zum Beispiel den Oberkörper und arbeite an ihrem Spielverständnis.

Erfahrung an jüngere Kollegen weitergeben – im Sport und in Unternehmen

Motivation und Erfahrung sind im Sport also wichtig und viele erfahrene Sportler – wie Caro Müller-Korn – setzen ihre Kenntnisse gezielt ein, um jüngeren Spielern und Spielerinnen zu helfen. Vergleichbar ist das mit älteren Mitarbeitern in Unternehmen. Auch die könnte man gezielt einsetzen, um den Nachwuchs zu trainieren. Aber: „Ich finde da muss eine Eigenmotivation kommen. Meine Eigenmotivation ist es immer, fitter zu sein als die jüngeren, weil dann kann ich meine Leistung abrufen.“ Im Beruf sei das genauso: „Wenn man etwas länger gemacht hat, hat man immer den Vorteil, dass man ein paar Handgriffe mehr kann. Aber wenn die Eigenmotivation nicht stimmt und man nicht sagt ‚ich möchte noch immer besser sein, als die Jungen, damit die gar nicht erst denken, die können meinen Job übernehmen‘, dann ist es glaub ich schwer von außen zu motivieren.“ Die Eigenmotivation sei der Hauptfaktor, um erfolgreich zu sein, sagt die Sportlerin.

„Verantwortung übernehmen kannst du auf jeder Position“

Im Handball hat jeder eine Aufgabe und nicht von jeder Position aus, lassen sich das Spiel und die Mannschaft gleich steuern, aber: „Verantwortung übernehmen kannst du auf jeder Position“, sagt Caro Müller-Korn. Das habe viel mit der Persönlichkeit zu tun – und weniger mit der Position. Auch Torhüter könnten beispielsweise gute Leader sein. Caro Müller-Korn hat in ihrer Mannschaft eine derartige Führungsrolle übernommen, selbst wenn sie, wie 2019 der Fall, wegen Meniskus-Risses zweitweise ausfällt. Vom Spielfeldrand zu beobachten sei anders, dennoch versuchte sie gerade jungen Rückraumspielerinnen weiter Tipps zu geben. „Ich erzieh die Mädels trotzdem noch (…) ab und zu darf man dann da auch mal einen Kommentar lassen und sie nehmen es mir mittlerweile auch nicht mehr übel“, sagt Caro Müller-Korn mit einem Lächeln. „Aber ich versuch auch dem Trainer ein paar Aufgaben abzunehmen, halt einfach auch unterstützend zu wirken. Nur weil ich gehandicapt bin, heißt es ja nicht, dass meine Erfahrung weg ist. Ich versuch dann einfach von außen Tipps zu geben, Lücken anzuzeigen oder auch mal Spielsysteme zu hinterfragen.“

 

Anders als der derzeitige Trend in der Wirtschaft sind im Sport Hierarchien wichtig. „Du brauchst jemanden, der mal sagen kann, wo es lang geht“, sagt Caro Müller-Korn. Dabei geht es nicht um ein negatives Ausspielen von Macht, sondern Hierarchie hat viel mit Vertrauen zu tun – zwischen jungen und älteren Spielerinnen, zwischen Leistungsträgern und Nicht-Leistungsträgern. „Ich finde, dass das notwendig ist, um erfolgreich zu sein.“

Gesunde Ernährung: Müller-Korns zweite große Leidenschaft

Die Sportlerin hat allerdings auch ein großes Interesse an gesunder Ernährung und hat im Jahr 2020 „Dein Etwas Anderes Kochbuch“ in Druck gegeben. „Ich bin seit 2019 selbstständig, arbeite mit Menschen, die krank sind, abnehmen möchten, die einfach im Leben ein bisschen Unterstützung brauchen und dann kommt halt häufig die Frage: Was darf ich denn noch essen?“, erzählt Caro Müller-Korn im Interview über die Hintergründe der Buch-Idee. Vielen fehle beim Kochen die nötige Kreativität, sagt sie. „Da habe ich zu meinem Mann gesagt: Ich glaub ich möchte ein Kochbuch schreiben.“ Innerhalb von gerade einmal eineinhalb Monaten war aus der Idee ein handfestes Buch geworden. Der Handballerin war es wichtig, nachhaltig zu produzieren und so ließ sie direkt bei einer Druckerei in Österreich drucken, die zum Beispiel zum CO2-Ausgleich Bäume pflanzt. Derzeit ist das Buch im Direktvertrieb bei Caro Müller-Korn erhältlich.

Grün, orange, rot: Gesunde Rezepte nach dem Ampelprinzip

Es geht darum, eine Vielfalt in die Küche zurückzubekommen, die man so heutzutage nicht mehr hat, weil man immer dasselbe isst. Man weiß genau, wo man das im Supermarkt kriegt, und vergisst mal nach Links und Rechts zu sehen“, sagt Caro Müller-Korn über ihre Idee. Die Rezepte sind im Ampelsystem in grüne, orange und rote Rezepte aufgeteilt: „Die grünen sollen dem täglichen Verzehr dienen, aus den orangenen kann man sich zwei- bis dreimal die Woche etwas raussuchen und die roten sind Genussmittel.“ Die Rezepte lassen sich problemlos mischen und kombinieren. Es solle schließlich für jeden etwas dabei sein, sagt die Profi-Handballerin. „Und jeder darf seiner Kreativität trotzdem einen gewissen Lauf lassen.

Leistungsstark dank richtiger Ernährung: 3 Insider-Tipps von Müller-Korn

Ein ganzheitlicher Ansatz – Ernährung, Stressfaktoren und körperliche Fitness – kann einen Einfluss darauf haben, wie gut Menschen ihren täglichen Aufgaben in Job und Privatleben nachgehen können. Auch für Nicht-Sportler hat Caro Müller-Korn drei entscheidende Ernährungs-Tipps:

 

  1. Vielfalt genießen:Eine Vielfalt reinbringen, versuchen 50 verschiedene Lebensmittel in der Woche zu sich zu nehmen.

 

  1. Pausen einlegen: „Man muss nicht immer essen. Unser Körper hat zum einen genug Reserven und zum anderen auch die Fähigkeit, selbst Energie herzustellen.“ 16 zu 8 sei hier ein Stichwort (16 Stunden nichts Essen und in 8 Stunden zwei Mahlzeiten). Die 16 Stunden erlauben den Organen sich von den Mahlzeiten zu regenerieren.

 

  1. Ausgewogen essen: „Wir sind Allesfresser. Wir können alles essen, ob das Fleisch ist, ob das Eier sind, ob es Gemüse ist – es sollte halt einfach in Maßen und ausgewogen sein. Aber das kommt, wenn man eine Vielfalt von 50 Lebensmitteln hat, eh automatisch.

 

Du musst den Körper pflegen. Das ist dein größtes Gut“, sagt Caro Müller-Korn. Einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, ist deshalb gerade beim Leistungssport wichtig. „Man muss sich gesund ernähren, um dem Körper genügen Micro-Nährstoffe zu geben, damit er genug Leistung bringen kann“, sagt die Expertin. Der Körper leidet bei Sportlern ohnehin genug: Verletzungen, späte Spiele, manchmal keine regulären Essenszeiten, weil man lange und spät trainiert etc. Mit der richtigen Ernährung lässt sich gegensteuern.

Über Caro Müller Korn

Caro Müller-Korn blickt auf eine lange Erfahrung als Spitzensportlerin zurück. Sie begann als Kind und Jugendliche mit dem Handball und hatte früh internationalen Erfolg: Im Sommer 2008 zog sie von Halle an der Saale – da war sie auf der Sportschule – nach Dänemark und besuchte die Sportakademie des dänischen Vereins Viborg HK. „Eigentlich war das nur vorgesehen wie ein Sommertrainingslager für drei oder sechs Wochen. Das haben sie aber nicht angeboten.“ Stattdessen bestand die Möglichkeit für ein Jahr nach Dänemark zu gehen und dort zu trainieren und zur Schule zu gehen. Die gerade einmal 15-jährige Sportlerin packte ihre Koffer. „Und dann hat mir das erste Jahr dort so gut gefallen. Als ich mich entscheiden musste, ob ich dort mein Abitur mache, oder ob ich zurückkomme und in Deutschland meine Schule weiter mache, habe ich mich direkt dafür entschieden, dort zu bleiben“, erzählt Caro Müller-Korn. Um Spielerfahrung sammeln, unterschrieb sie zudem beim Zweitligisten Ringkøbing Håndbold und trainierte dann als Nachwuchsspielern in der ersten Mannschaft beim Viborg HK. 2010 gewann sie mit dem Viborg HK den dänischen Handballpokal. Nach sechs Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück. Mit dem Wechsel in die deutsche Bundesliga spielte Caro Müller Korn zunächst für den VfL Oldenburg und Borussia Dortmund, bevor sie zur Saison 2020/21 zum Buxtehuder SV wechselte.

Talentmanagement: Was Dänemark Deutschland voraus hat

Talentmanagement sei in Dänemark besser als in Deutschland, sagt sie. „In Deutschland wirst du, wenn du  hast, mit 16 in die Bundesliga hochgezogen.“ Sei es in die erste oder die zweite Liga. „Das heißt, du bist nicht mehr in deiner Altersklasse, du trainierst immer überqualifiziert, du kriegst immer auf die Nase und vor allem trainierst du nicht mehr deine individuellen Stärken.“ In Dänemark sei das anders: „Du trainierst vielleicht mal mit der ersten Mannschaft, aber du spielst immer in deinem Jahrgang, was einfach den Vorteil hat, dass du dir die Zeit nehmen kannst, um Techniken zu trainieren, um eins gegen eins besser zu werden, um Würfe auszuprobieren.“ In Dänemark bekämen Spieler so eher die Chance sich zu entwickeln. Das sei ein durchdachterer Ansatz, sagt Caro Müller-Korn, „weil du junge Menschen nicht so schnell verheizt“. Die Zeit in Dänemark habe ihr vor allem drei Dinge beigebracht: Disziplin, Respekt und Handballverständnis – und das Nachdenken auf dem Spielfeld.

 

Das komplette Interview mit Caro Müller-Korn gibt es auf Youtube.